Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Gehrungseckverbindung

Kopie eines Artikels aus "Fachblatt für Holzarbeiter"
28. Jahrgang 1933


Dreiseitige Gehrungsverbindungen

Am häufigsten findet diese Verbindung bei Verkaufstischen und Vitrinen Anwendung, die dreiseitig (oben, vorn und seitlich) mit Glasscheiben bzw. auch Spiegeln auszurüsten sind. Da hierzu, um möglichst große Glasflächen und somit freie Einsicht zu schaffen, nur tunlichst schmale Holzrahmen in Betracht kommen, deren Stärken sich etwa in den Maßen von 16 bis 20 Millimeter im Quadrat bewegen, verursacht die werkgerechte Verbindung oft viel Kopfzerbrechen. Wer nicht zufällig bei einer diesbezüglichen Aufgabe beteiligt ist oder war, wird immer nur auf Vermutungen angewiesen sein, denn an fertigen Objekten, die ja fast in jedem größeren Geschäft zu sehen sind (vgl. die perspektivisch dargestellte Ecke einer solchen Glasvitrine), ist nichts weiter festzustellen als die dreiseitige Gehrung, während die eigentlichen verbindenden Elemente unsichtbar bleiben.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß derartige Verbindungen infolge der geringen zur Verfügung stehenden Holzsubstanz und der starken Beanspruchung äußerst solide und korrekt ausgeführt werden müssen, denn es handelt sich oft um beträchtliche Längen der Vitrinen, die nur an diesen Ecken zu verbinden sind und keine weitere konstruktive Unterstützung erhalten können. Damit längere Rahmen in der Mitte nicht einsinken, sind auch die Glasscheiben gut passend einzuschneiden oder gegebenenfalls so weit nach oben zu rücken und unten zu unterlegen, daß sie dicht im Falz anliegen.

Wie in solchen Fällen eine solide Verbindung zustande kommt, ist in dem Querschnitt 1 dargestellt. Die längeren Teile sind dabei verdeckt einzuzinken bzw. mit Schwalbenschwanz zu verbinden, während die kürzeren oder die Schmalseiten mit Zapfen verbunden werden. Der Schwalbenschwanz darf also nur so lang werden, daß noch Raum für einen dem Gesamtverhältnis entsprechend starken Zapfen bleibt. Die Gehrung ist nur bis auf die Falzwangenstärke anzuschneiden, und zwar oben und seitlich. Von der Gehrungswange oder -platte wird die ganze innere Konstruktion abgedeckt.

Wie aus den Zeichnungen ersichtlich, stehen Schwalbenschwanz und Zapfen teilweise über die Gehrungskante vor, was beim Anschneiden der Gehrung bzw. beim Bestimmen der genauen Holzlängen (Zureißen) zu berücksichtigen ist. Da die so ineinandergearbeiteten Holzteile verhältnismäßig große Leimflächen bilden, kommt bei korrekter Ausführung und Verleimung eine äußerst solide Verbindung zustande, die nur unter Anwendung von großer Gewalt bzw. nur unter Zerbrechen der Holzteile wieder gelöst werden kann.

In den Abbildungen 2 und 3 ist die Verbindung zum besseren Verständnis isometrisch dargestellt, wobei 3 den von oben aufzusetzenden Teil wiedergibt. Der Schnitt A bis B gibt den Querschnitt der aufrechten, Quer- und Längsrahmen wieder.

Wenn die Umstände es erfordern, können die Scheiben auch von außen eingesetzt werden, ohne daß andere Maßnahmen erforderlich wären, als daß dann der Falz außen einzufräsen ist. Ebenso können die Rahmen beliebig gerundet oder profiliert werden, wobei das Profil selbstverständlich nur so tief sein kann, wie es die Gehrungswange erlaubt.

Der geringe Materialaufwand erlaubt es jedem an seiner Fortbildung Interessierten, sich von einer solchen Ecke aus etwa 10 Zentimeter langen Hartholzklötzchen (Buche, Birke usw.) ein Modell herzustellen, das nur lose zusammengesteckt wird und dann jederzeit auseinandergenommen und die konstruktive Verbindung sichtbar gemacht werden kann. Auch für selbständige Betriebe leistet ein solches Modell bei einschlägigen anfallenden Aufgaben gute Dienste. Denn man braucht sich dann nicht lange mit Erklärungen abzugeben und keine Zeit und kein Material mit Versuchen zu verlieren, ein Vorteil, der auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Die ausführliche Zeichnung vermag in diesen Dingen die Zusammenhänge nicht anschaulicher zu vermitteln als das fertige Beispiel.

H.H.

Eckverbindung 3

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