Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Zentrumbohrer schärfen

Kopie eines Artikels aus der Zeitschrift "Die Tischlerfachschrift"
Heft 10/1952, Seite 154


Etwas über Bohrer

Die Wirkungsweise der Bohrer

Die Wirkungsweise der Bohrer ist im gewissen Sinne die gleiche wie die des Hobels, nur daß er nicht in horizontaler Ebene fortlaufend die Holzfaser trennt, sondern kreisförmig in die Tiefe geht.

Ein guter Holzbohrer muß ein sauberes, glattes Loch schneiden können. Um dieses zu ermöglichen, sind im Bohrer drei Arbeitsteile vereinigt, die sich gegenseitig ergänzen und helfen müssen. Die Arbeitsweise ist demnach folgende:

1. Die Zentrierspitze übernimmt die Führung bei der Bohrarbeit. Dementsprechend ist darauf zu achten, daß sie von allen Seiten gleichmäßig angeschärft ist, d. h. die Spitze darf nicht schief stehen, sonst würde sich der Bohrer verlaufen.

2. Der Vorschneider tritt in Tätigkeit, sobald die Spitze genügend Halt hat. Seine Aufgabe ist, die äußere Bohrwandung anzuschneiden und zu begrenzen, und zwar mit seiner äußeren Schneidespitze. Er muß demnach so geformt sein, daß er in seinem äußeren Teil der Kreisform entspricht; seitlich betrachtet jedoch in der Drehrichtung eine aufsteigende Linie zeigt, also in Keilform in das Holz einschneidet. Erst wenn seine Aufgabe erfüllt ist, nämlich die Holzfaser quer zu durchschneiden, setzt die eigentliche Bohrarbeit ein.

3. Die Schaufel (Spanabheber) übernimmt diese Arbeit. Sie arbeitet sich in das Holz ein und hebt die Späne aus, ähnlich wie das Hobeleisen. Ihre Form ist entsprechend. Steht ihre Schneide zu steil, dann erfordert die Arbeit zu großen Kraftaufwand, steht sie dagegen zu flach, dann wird der Kraftaufwand zwar verringert, aber die Arbeit wird weniger sauber. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Holzarten, die zu bohren sind, wird ein Zuschärfungswinkel von 30 bis 50 Grad als am zweckmäßigsten empfohlen. Der Bohrer, der auf Langholz arbeitet, schneidet die Holzfaser leichter ab als bei der Arbeit auf Querholz, also senkrecht zur Holzfaser.

Vor allem ist darauf zu achten, daß sich der Arbeitseinsatz dieser drei Arbeitsteile folgerichtig vollzieht, daß keiner der Arbeit des anderen vorgreift. Also steht die Spitze am weitesten vor, dann folgt der Vorschneider und dann erst die Schaufel.

Außerdem ist es notwendig, darauf zu achten, daß die Ausladung des Vorschneiders und die der Schaufel in waagerechter Richtung die gleiche ist. Keinesfalls darf die Schaufel größer sein. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn der Vorschneider ein klein wenig mehr Ausladung erhält, um in seiner Arbeit von der Schaufel nicht belästigt zu werden.

Das Nachschärfen der Bohrer

Damit die gute Wirkungsweise der Bohrer erhalten bleibt, müssen sie von Zeit zu Zeit nachgeschärft werden. Das muß auf jeden Fall richtig geschehen. Das Nachschärfen ist stets von der Innenseite des Bohrers aus vorzunehmen. Die Außenkante darf niemals durch Verteilung einem hemmenden Reibungswiderstand beim Bohren ausgesetzt sein.

Bild 1. Falsch. Der Vorschneider ist von außen her geschärft. Dadurch ist der vorgeschnittene Kreis kleiner als der der Schaufel. Diese reißt in das Holz ein, die Bohrwandung wird unsauber.

Bild 2. Falsch. Der Vorschneider ist zu weit abgefeilt, so daß die Schaufel zu schneiden beginnt, bevor der Bohrkreis vorgeschnitten ist. Die Bohrlochwandung wird unsauber.

Bild 3. Falsch. Die Einsatzspitze ist zu kurz gefeilt. Die Spitze des Vorschneiders beginnt vorzeitig zu arbeiten, dabei verliert die Einsatzspitze die Führung, der Bohrer verrutscht, das Loch durchbricht, weil die Einsatzspitze nicht zuerst durchkommt.

Bild 4. Richtig. Vorschneider und Schaufel sind richtig geschliffen. Richtig ist auch die stufenweise Tiefe. Die Zentrierspitze hat die Führung, der Vorschneider folgt, geht tief ins Holz, ehe die Schaufel zu schneiden beginnt.

HB.

Schärfen von Zentrumbohrern

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