Wolfgang Jordan
KLEINES WERKZEUGMUSEUM

Texte

Ueber Simshobel mit Doppeleisen.
(1846)

Von Herrn G. Altmütter, Professor der Technologie am k. k. polytechnischen Institute zu Wien. 1) (Hierzu die Figuren 65–83.)


In den Mittheilungen des Gewerbe-Vereins für das Königreich Hannover, 31. Lief., S. 250–253, sind zwei eigenthümlich construirte Simshobel mit Doppeleisen beschrieben. Für den Praktiker hat der Gegenstand Wichtigkeit, indem man auch hier das Doppeleisen in vielen Fällen nicht gern entbehrt, die Anbringung eines gewöhnlichen doppelten Eisens aber nicht wohl thunlich ist, weil die Schneide über die ganze Sohlbreite des Hobels reichen muß, hinter den Keil aber, der Breite nach, zu wenig Raum übrig bleibt, um das Eisen sammt der Klappe (Deckplatte) einschieben zu können. Diesem ist durch die beiden eben gedachten Hobel allerdings abgeholfen; besonders hat der Kehlmann'sche noch den großen Vorzug, daß die Platte, ohne den Keil loszumachen, und ganz unabhängig vom Hobeleisen, jeder Zeit, ohne alle Schwierigkeit gegen das letztere, nach Bedürfniß gestellt werden kann. Doch erfordert die nicht ganz einfache Construction dieses sinnreich erdachten Werkzeuges Fleiß und sorgfältige Ausführung.

Doppelsimshobel
Doppelsimshobel nach Kehlmann (Abb. 24/25) und Karmarsch (Abb. 26-31) 2)

Ich bin in der Lage, noch mehrere Abänderungen solcher Simshobel aus der an Hobeln aller Art sehr reichen Werkzeugsammlung des k. k. polytechnischen Instituts mitzutheilen, und ich glaube, es dürfte in diesem, sowie in allen ähnlichen Fällen nicht ohne Interesse seyn, zu zeigen, wie der nämliche Zweck durch verschiedene Mittel sich erreichen läßt, weil sich aus der Vergleichung derselben untereinander der Werth jedes Einzelnen am Leichtesten ergiebt.

Schon seit dem Jahre 1819 befindet sich in der Sammlung der Hobel Fig. 71, dessen Eigenthümlichkeit allein in der sonst nicht gewöhnlichen Beschaffenheit des Eisens a und seiner Deckplatte n liegt, welche beide an ihrem schmalen Schafte durch die Druckschraube u zusammengehalten und durch den Keil k (auf die gewöhnliche Art) im Hobelkasten befestigt werden. In Fig. 72 erscheinen beide nochmals, jedoch ohne die Schraube, und zwar von der Hinterseite. Das hohle Viereck s, zur Aufnahme und zum Durchgange des Schaftes von a macht ein Ganzes mit der Deckplatte; ebenso die niedrigen Backen v, r, von welchen man den ersteren in Fig. 71 punctirt sieht. Sie dienen zur Leitung des Hobeleisens, wenn es mehr oder weniger weit über den unteren Rand der Deckplatte hinausgerückt werden soll, und verhindern dabei jede Seitenbewegung desselben. Eisen und Platte lassen sich nicht in verbundenem Zustande, sondern nur eins nach dem andern in den Kasten einlegen. Zuerst bringt man das Viereck s (versteht sich ohne die Schraube u) von der Seite ein, wozu der große Ausschnitt m, Fig. 71, überflüssige Gelegenheit darbietet, und schiebt es dann, sowie den Schaft selbst, von Unten nach Oben durch den Kasten. Daß ganz glatte Hobeleisen ist nun leicht nachzubringen, und zuletzt der Keil; letzterer natürlich von oben her. Es bedarf daher für diese Eisen an der Sohle des Werkzeuges keine größere Spalte, als jene, welche in Fig. 71 erscheint.

Bei dem von Karmarsch am angeführten Orte, S. 251, beschriebenen Hobel mit einem aus zwei trennbaren Theilen bestehenden Kasten dürfte wohl die Ungleichförmigkeit oder Unterbrechung der Sohle durch den viereckigen Kopf des Schraubenbolzens ein Bedenken erregen. Seine untere Fläche bildet nämlich einen Theil der Sohle, nutzt sich später ab, als das Holz, und die Sohle ist dann weit schwerer wieder abzurichten, auch selbst bei der ersten Anfertigung mit viel mehr Mühe ganz eben zu bekommen, als wenn sie, wie sonst, bloß aus Holz bestände. Diesem Umstande läßt sich auf mehr als eine Art begegnen. So könnte man, z. B., den Hobel, bei seiner dort dargestellten unveränderten Einrichtung, noch an der ganzen Sohle, wie man dieß, der Dauer wegen, bei andern Hobeln manchmal zu thun pflegt (und wie es namentlich bei jedem Simshobel, wo die Längenkanten der Bahn stets recht scharf bleiben sollten, sehr vortheilhaft wäre), mit einer aufgeschraubten Messing oder Eisenplatte versehen, wodurch der Kopf jenes Bolzens bedeckt und die Gleichförmigkeit der Sohle wiederhergestellt würde. Bei dem in Fig. 69 (jedoch, um Raum zu sparen, wie alle folgenden, ohne Keil und Eisen) abgebildeten Simshobel habe ich auf einem andern Wege Abhülfe verschafft. Die wesentliche Einrichtung und die Hauptstücke theilt er mit dem von Karmarsch bekannt gemachten. Der Kasten A ist nämlich durch das Stück B ergänzt, welches man beliebig abnehmen kann, um Platz zum Einbringen des Eisens mit seiner Deckplatte von Unten zu bekommen. Wenn die Flügelmutter m von t abgeschraubt wird, so läßt sich das Ergänzungsstück B sammt der in ihm festen Schraube t nach Unten wegziehen. Fig. 70 zeigt B abgesondert im Grundrisse, mithin die Seite, welche in Fig. 69 unmittelbar an A liegt. Die flachviereckigen Zapfen r, s bewirken das vollkommene Aneinanderpassen von A und B. Sie sind mit ihren unteren Enden in B versenkt und festgeleimt; in der Gegenseite von A aber sind zum Eintritte des über B hinausragenden Theiles fleißig passende Löcher vorhanden. Uebrigens könnte auch das Umgekehrte stattfinden, nämlich es könnten die Zapfen in A fest seyn; dieselben Dienste leisten sie auch, wenn man ihnen und den Löchern, statt der viereckigen, die cylindrische Gestalt giebt. In B macht man ferner eine flache, in den Zeichnungen durch das Holzstück c ausgefüllte Vertiefung, in deren Grund das Ende der Schraube t sammt ihrem abgekröpften Fuße eben versenkt und eingelassen wird. Sollten sie durch ein Versehen, die eingestemmte Vertiefung nicht gedrängt ausfüllen, so ist leicht durch eingetriebene dünne Keile zu helfen, um das Ende der Schraube und deren Fuß ganz unbeweglich (worauf hier Alles ankommt) zu machen. Die dann noch freistehende Seitenfläche dieser Theile deckt vollkommen, und so, daß die Schraube t sich nach gar keiner Seite verrücken oder wacklig werden kann, das schon erwähnte Holzstück c, welches entweder durch Einleimen oder durch die zwei in den Zeichnungen angedeuteten Schrauben seine Stelle behauptet.

Mir scheint es besser gethan, wenn man schon die Trennung des Hobels in zwei Stücke beibehalten will, die Mutter für die Verbindungsschraube in das Untertheil zu bringen, und diese Schraube durch das obere Stück oder den Kasten, mittels eines einfachen, runden Loches, gehen zu lassen. Ich will versuchen, den Beweis hiervon durch den Augenschein zu führen. Fig. 68 ist ein Simshobel nach dieser Abänderung. Die mit dem Ringe R und unter ihm mit einem scheibenförmigen Ansatz versehene Schraube geht frei durch den Hobelkasten bis in die messingene Mutter M, welche nur in das untere Stück B eingeschoben und mit dessen langen Außenflächen eben abgerichtet ist. Mit den, das richtige Zusammentreffen von A und B versichernden Zapfen hat es gleiche Bewandtniß, wie vorher. Der Ansatz, unter R drückt ebenso wenig, wie die Flügelmutter im vorigen Beispiel, unmittelbar auf das Holz, sondern mittelst eines in dessen Oberfläche versenkten (punctirt angedeuteten) Messingscheibchens. Die Ringform des oberen Schraubenendes ist zwar Nebensache. Ich kann aber nicht umhin, sie für manche Fälle, statt der einfachen Lappen, um so mehr zu empfehlen, da die Ausführung selbst dem gewöhnlichen Schlosser, der sie von den Schlüsseln her gewohnt ist, keinen Anstand verursacht. In Vergleich mit den Lappen gewährt sie den großen Vortheil, daß man nach Umständen einen Stift einstecken und den Ring an diesem, als einem Hebel, mit weit größerer Kraft drehen kann, als man dieß mit den bloßen Fingern vermag. Bei Schraubenkluppen zum stärkern Zusammenspannen der Backen, und bei vielen andern Gelegenheiten, sind solche Ringe an Stellschrauben von ausgezeichnetem Nutzen. Als Ersatz derselben dient manchmal auch eine bloße runde Oeffnung in der Mitte des Lappens, wie z. B., an u, Fig. 71.

Sollte man fürchten, daß die Mutter, wenn die Schraube heraus ist, sich verschieben könnte und dann erst mit Zeitverlust zur Wiederaufnahme der Schraube in ihre richtige Lage gebracht werden müßte (was zwar kaum zu besorgen seyn dürfte, wenn sie anfangs recht scharf einpaßt), so läßt sich dieß durch die in Fig. 65, 66, 67 dargestellte Veränderung völlig vermeiden, noch dazu mit dem Vortheile, daß die Schraube, weil sich die Mündung der Mutter in einer Ebene mit der Theilungsfläche AB befindet, etwas kürzer seyn kann, als vorhin. Die messingene Mutter für die Lappenschraube r hat die aus Fig. 67 zu entnehmende Gestalt, zwar viereckig, aber eine, im Hobel dem Eisen zugewandte Fläche schräg nach Unten auslaufend. In B ist für sie eine Vertiefung ausgestemmt, welche zwar ihrer Gestalt entspricht, aber um den Raum e, Fig. 65, 66, länger seyn muß. Sie erhält dadurch an ihrer Mündung eine solche Weite, daß man die Mutter ohne Anstand von Oben einbringen und dann so weit hinüber schieben kann, bis sie in ihre gehörige, in Fig. 66 und 65 mit i bezeichnete Lage kommt. Den noch übrigen Raum der Vertiefung füllt man durch ein genau passendes, vorher mit Leim bestrichenes und recht fest eingetriebenes Holzstückchen e aus. Namentlich in Fig. 65 lehrt der Augenschein, daß, wenn die Mutter i losgehen sollte, alles über ihrer schiefen Fläche stehende Holz losgerissen werden müßte. Da dieses nur von der innern Fläche und oben theilweise frei ist, sonst überall mit dem Körper B zusammenhängt, so wird statt jenes ungünstigen Erfolges viel eher, wenn soviel Gewalt am Lappen r zu gebrauchen, möglich wäre, das Gewinde in der Mutter nachgeben, oder zu Grunde gehen. Leidet diese aber sonst durch die Länge der Ä oder durch unvorsichtige Behandlung Schaden, so daß sie ihre Brauchbarkeit verliert, so darf deßwegen B nicht gänzlich verworfen werden, sondern es genügt, das Holzstückchen e herauszustemmen, wonach sich auch die Mutter wegschaffen und Alles durch eine neu einzulegende wieder in den vorigen Stand setzen läßt.

Doppelsimshobel
Doppelsimshobel (Abb. 65-69, 71)

Der in Fig. 76 dargestellte, ebenfalls zweitheilige Simshobel wurde im Jahre 1837 für die Werkzeugsammlung des k. k. polytechnischen Institutes angefertigt. Das durch die Punctirung angedeutete abschiebbare Ergänzungsstück B halten zwei eiserne Haken r und s. Um sie anzubringen, dient eine in A versenkte, mit den Schrauben 1, 2, 3 befestigte Eisenplatte, welche in Fig. 79 abgesondert, mit der nach unten gekehrten Fläche, erscheint. Man bemerkt auf ihr die drei runden Oeffnungen für die versenkten Köpfe der drei Schrauben; der Haken r ist ein für allemal in sie festgenietet, für den Schaft des zweiten aber eine quadratische Oeffnung vorhanden. Dieser zweite Haken endet in eine Schraube mit der Flügelmutter F. Figg. 76 und 77 zeigen den Theil B von oben oder im Grundrisse. Auch er enthält eine eben versenkte, durch drei Schrauben gehaltene, eiserne Platte, welche bei a und n Oeffnungen hat, deren Länge und Breite mit dem untern waagerechten Theile der Haken übereinstimmt. Diesen Oeffnungen entsprechen ferner Vertiefungen im Holz, welche aber unter der Platte noch so weit als die Punctirung es anzeigt, fortlaufen. Fig. 78 (B nach Entfernung der Platte) wird über ihre Beschaffenheit keinen Zweifel übrig lassen; man bemerkt hier die Versenkung der Platte, die runden Löcher für die Schrauben, und bei a', n' die langen, senkrecht ins Holz gehenden Vertiefungen. Wenn man genau auf die Länge der Fig. 77 gegen A in Beziehung auf die Längenrichtung achtet, Fig. 77 aber sich aufrecht gestellt, sowie den Hobel selbst in Fig. 76 denkt, so zeigt sich bald, daß die Haken r, s genau auf die Schlitze a und n des Untertheils treffen und in sie eintreten können. Dann aber steht B vorn über A noch hinaus, läßt sich jedoch leicht rückwärts (gegen das nicht mit abgebildete Hobeleisen zu) schieben, wobei die Haken unter die Platte an B gelangen und wodurch schon B mit A in Verbindung kommt. Durch das Anziehen der Flügelmutter F endlich wird der Haken s gehoben und ganz fest an die untere Fläche der mehrerwähnten Platte von Bronze angepreßt. Daß man nach dem Lüften der Flügelmutter, B entgegengesetzt schieben und dann ohne Weiteres von A nach Unten abziehen könne, erhellt aus dem Vorigen von selbst. Ein, jedoch nicht sehr erheblicher Vorzug dieses Hobels gegen jene in Fig. 65, 68, 69 und auch den Kehlmann'schen, hinsichtlich des auf der senkrechten Vorderseite befindlichen Lappens liegt darin, daß die bei ihm weiter zurückstehende Flügelmutter der linken Hand des Arbeiters beim Gebrauche nie beschwerlich fallen kann. Zwar bleibt auch bei den anderen noch Raum genug übrig; doch setzt ihre ungehinderte Handhabung in der angedeuteten Beziehung etwas Angewöhnung voraus.

Das Princip der Haken zur zeitweisen, leicht wieder aufzuhebenden Verbindung zweier Hobelbestandtheile ist erst kürzlich bei einem Feder- und Nuthhobel wieder in Anwenduug gekommen, welcher in einem der nächsten Hefte der "polytechnischen Mittheilungen von Volz und Karmarsch" nebst anderen neuen Tischlerwerkzeugen beschrieben werden soll.

Dem, wieder zweitheiligen, Simshobel. Fig. 80 liegt eine ältere Idee zu Grunde. In den Transactions of the Society of Arts etc. Vol. 42, später in den Jahrbüchern des k. k. polytechnischen Institutes, Bd. VH, S. 292, und in Prechtl's technologischer Encyclopädie, Bd. VII. S. 495, kommt ein von G. Gladwell erfundener Hobel mit auszuwechselnden Sohlen vor, vermöge welcher er beliebig als Schlicht-, Stab-, Hohlkehl-, Schiffhobel u. s. w. benutzt werden kann; eine Einrichtung, welche aber dem Praktiker keinesweges zusagen dürfte. Hier ist etwas Aehnliches, jedoch minder umständlich, angeordnet; das Stück B, Fig. 80, mit A durch eine Verbindung auf den Grath im Zusammenhange, B aber durch eine Längenverschiebung nach Vorn leicht vom Kasten A trennbar. Die in A eingelassene, auch in der Vorderansicht, Fig. 81, sogleich ins Auge fallende Messing- oder Eisenplatte e halten an B die tief ins Holz gehenden Schrauben 4, 5, 6; der über B vorstehende Theil von e legt sich in einen Absatz an A und bewirkt, daß B nicht weiter in A hinein und gegen das Hobeleisen zu geschoben werden kann, als es seyn muß, um die in Fig. 80 dargestellte richtige Lage beider Hobelbestandtheile gegeneinander hervorzubringen. Figg. 82 und 83 geben die Vorderansicht von A und B, jedoch nach Hinwegnahme der Platte e. In die tiefer abgesetzte Fläche u legt sich, bei der Zusammenfügung beider Stücke, der über das untere vorstehende Theil von e; an u aber ist unten, über die Theilungsfläche ganz frei hinaustretend die Grathleiste r bemerkbar. Sie verwandelt sich oben in eine einfache Leiste oder Feder, welche in eine Nuth von A eingeleimt wird, und noch ferner durch die Schrauben 1, 2, 3, Figg. 80, 82, unwandelbar befestigt werden kann. Grathleiste und Feder reichen bis zum Ausschnitt m, Fig. 80. Das Untertheil B enthält bei n, Fig. 83, die schräge Nuth, in welche r (Fig. 82) recht fleißig und gedrängt passen muß. Um B unter dieser Voraussetzung aber wieder loszumachen, dient die Vertiefung bei B, Fig. 80, an deren gerade Seite man ein Stück Holz schräg ansetzen und durch Hammerschläge auf dasselbe den eben bezeichneten Erfolg bewirken kann. Nicht ohne Grund enthält A die Feder r, B aber die Nuth n, nämlich der leichtern Verfertigung wegen, da die Nuth in den Hauptkörper des Hobels, wegen des durch die hintere Hälfte des Kastens (welche den Keil und das Eisen aufnimmt) begränzten Raumes, nur mit vieler Mühe und durch Herausstechen aus freier Hand, also schwerlich mit der erforderlichen Genauigkeit sich darstellen ließe. Einer weiteren Verbindung zwischen A und B, Fig. 80, bedarf es nicht, denn es leuchtet ein, daß das Untertheil, wenn es beim Gebrauch, wo der Hobel in der Richtung des Pfeiles vorwärts geht, auch noch so großen Widerstand erfährt (welcher es also gleichsam zurück oder festzuhalten strebte), statt von A loszugehen, sich vielmehr nur noch tiefer und vollkommener gegen das Hobeleisen hinschieben müßte. Beim Zurückziehen des Hobels aber ist Reibung und Widerstand, ja sogar der Druck, welchen der Arbeiter auszuüben pflegt, viel geringer, so daß abermals ein Verschieben bei regelrechter und genauer Ausführung keineswegs zu besorgen steht.

Diese Betrachtungen veranlassen den Schluß, daß auch bei dem vorletzten Hobel, Fig. 76, eine Vereinfachung dadurch möglich ist, wenn man den Haken s, sowie den vorderen, in die Eisenplatte festnietet und folglich die Schraube und Mutter bei F ganz unnöthig macht. Dieß gewährt noch den Vortheil, daß über die obere Fläche des Hobels, außer dem Keil und Eisen, wie in Fig. 80 ebenfalls, gar kein Bestandtheil vorsteht.

Wie aber, wenn die Vereinfachung sich noch weiter treiben ließe? Da alle zweitheiligen Hobel, wie Figg. 65, 68, 69 und der früher von Karmarsch beschriebene, kaum zur Anfertigung durch einen gewöhnlichen Holzarbeiter, ohne fremde Beihülfe, eignen, so möchte ich wohl zu dem Versuche rathen, außer den schon öfter besprochenen zwei flachen Zapfen (r, s, der Figg. 69, 70), alle andern Verbindungsmittel wegzulassen; und ich glaube, man würde unfehlbar auf diesem Wege zum Ziele gelangen, und ein, wenn auch nicht so lange dauerndes und eher wandelbar werdendes, doch zum gemeinen Gebrauche vollkommen genügendes Werkzeug zu Stande bringen. Doch wäre es gut, die Zapfen in die Löcher des Gegenstückes etwas tiefer eingreifen zu lassen, vorzüglich aber, sie recht fleißig und genau einzupassen. Hierdurch entsteht aber wieder die Folge, daß man beim jedesmaligen Anstecken des Untertheiles Gewalt (Schläge auf die Sohle mittelst eines hölzernen Hammers) würde anwenden müssen, und daß eben hierdurch das Abnehmen gleichfalls einigen Schwierigkeiten unterliegt. Um diese zu beseitigen, darf man nur einer oder der anderen von den zwei Berührungsflächen einen quer über dieselbe reichenden, etwa 1 1/2" langen und 1/2" tiefen Einschnitt geben, wodurch nach der Zusammensetzung eine ganz durchgehende Oeffnung bleibt, um ein hebelartiges Stück Holz oder Eisen einzustecken, und mittelst dessen Hülfe die Trennung, so oft als nöthig, zu bewerkstelligen.

Es leuchtet für sich ein, daß die zweitheiligen Simshobel dem vorbezeichneten Zwecke wirklich entsprechen, nämlich nach dem Abnehmen des Untertheiles ein Doppeleisen, selbst im zusammengesetzten Zustande (d. h. Eisen und Deckplatte zugleich), ohne Anstand von Unten an seinen bestimmten Ort zu bringen. Das Doppeleisen selbst kann übrigens eine verschiedene Einrichtung erhalten. Eine kommt schon in dem früheren Aufsatze der 31. Lief. vor; hier ist ein andere; zwar auch nicht neu, aber in den Verhältnissen der Theile dem gegenwärtigen Zwecke anpassend. In Fig. 73 erscheint das Eisen von der Seite, Fig. 74 von rückwärts; r ist die Deckplatte, a das Hobeleisen; Fig. 85 dieses noch einmal für sich allein. An der Platte sind 2 Muttern, s und u, fest eingemietet für die lange Schraube t, deren Kopf n, über's Kreuz durchbohrt, hierdurch vier Löcher erhält, um mittelst eines, in das eine oder das andere sich eben bequem darbietende Loch eingesteckten Stiftes den Kopf und also die Schraube selbst auch dann drehen zu können, wenn das Eisen schon im Hobel sich befindet: ein Vortheil, der die etwas mühsame Anfertigung dieser Art von Hobeleisen wieder vergütet. Die Schraube stemmt sich mit ihrem unteren Ende an jenes des langen Schlitzes im Eisen, bei p, Fig. 75, die obere Fläche des Kopfes aber, bei m, an die untere der zu seiner Aufnahme vorhandenen Erweiterung des Schlitzes. Da sich demnach die Schraube der Länge nach gar nicht verschieben kann, so hebt oder senkt sie, je nach der Richtung der Umdrehung, ihre Muttern und die an ihnen befindliche Deckplatte, welche hierdurch ihre gegen die Schneide des Hobeleisens abzuändernde Stellung erhält. Bei der Verschiebung der Deckplatte dienen ihr die Muttern, welche der Breite nach den Schlitz im Eisen ausfüllen, zur sicheren und geraden Leitung. Diese Einrichtung des Doppeleisens wird bei breiteren Simshobeln noch leichter ausführbar, weil dann, bei einer größeren Breite der Oeffnung für den Keil und Stiel am Eisen, dieser durch den Ausschnitt für den Schraubenkopf nicht zu sehr geschwächt zu werden braucht, wie dieß in Fig: 75 allerdings geschieht. Erhält dann aber der Kopf einen größeren Durchmesser, daß er bis an die Hinterseite des Keiles reicht, so giebt man diesem eine Rinne oder Hohlkehle, wodurch er wieder mit dem Kopfe außer Berührung kommt.

Doppelsimshobel
Doppelsimshobel (Abb. 70, 72-83)

An verschiedenartigen Mitteln, Doppeleisen in Simshobeln anzubringen, zeigt sich nun fast Ueberfluß. Schwer aber dürfte es halten, ihren wechselseitigen Werth abzuwägen, weil dieser, sowie die Wahl in einzelnen Fällen von Nebenumständen, namentlich von der Individualität des Verfertigers, bedingt wird. Ohne dem Urtheile Sachkundigerer vorgreifen zu wollen, erlaube ich mir schließlich über das Bisherige einige Andeutungen. Fig. 71 würde wohl wegen der eigenthümlichen Form des Eisens und dessen vom Gewöhnlichen abweichenden Behandlungsart, um die Deckplatte zu stellen, bei Vielen kaum Beifall erhalten. Von den Uebrigen macht Fig. 68 bei der Verfertigung wenig Umstände; etwas mehr Fig. 69 und Fig. 65. Dagegen verlangt der Hobel in Fig. 76 schon sehr fleißige, fast nur von einem geschickten Mechaniker in Vollkommenheit zu erwartende Ausführung; Aehnliches, jedoch in etwas minderem Grade gilt von Fig. 80. Beide aber dürften sich zum gemeinen Gebrauch überhaupt nicht eignen, weil sie, und zwar Fig. 80 noch mehr, als jener, wenn sie nicht schnell unbrauchbar werden sollen, einer schonenden Behandlung bedürfen, welche in gemeinen Werkstätten nicht wohl erwartet werden darf.

Noch wäre zu bemerken, daß die Zeichnungen, im Einklange mit jenen der schon öfters angeführten zwei früheren Aufsätze, im dritten Theile der wirklichen Größe angefertigt worden sind. (Mitth. d. Gew.-Ver. f. d. Königr. Hannover, 1845. 38. Lief)

Quellen und Referenzen

Quelle:
1)
2)
Die Abbildung stammt nicht aus der oben erwähnten Quelle, sondern aus: Tischler- und Drechslerzeitung, Band 1 (Weimar, 1845)

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