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Der Handschoner |
Ein Hobel ist ein von Hand geführtes Werkzeug. Er muß daher den Händen seines Benutzers die Möglichkeit bieten, ihn sicher zu fassen und möglichst über längere Zeit ohne Schaden benutzen zu können.
Bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein fertigte jeder Schreiner und Tischler seine Hobel selbst und gab sich entsprechend Mühe, diese auch bequem benutzbar zu gestalten. Während in anderen Ländern alle möglichen Spielarten von geschnitzten Griffen über Querstangen zu Vertiefungen oder Löchern im Hobelkörper auftraten, waren gedrechselte senkrechte Griffe und gebogene Hörnchen schon früh für Deutschland und die Alpenländer typisch.
Trotz seines auffälligen Aussehens dient dieses 'Nase' genannte Hörnchen nur der Führung des Hobels mit der (im allgemeinen) linken Hand. Die Vorschubarbeit wird dabei von der rechten Hand verrichtet, die den Hobel am hinteren Ende umgreift. Die Rückseite des Hobels sollte also möglichst gut der Hand angepaßt sein. Bei den kurzen Bankhobeln (insbesondere dem Putzhobel) besteht außerdem die Gefahr, daß die Hand das Eisen berührt und verletzt wird.
Wie die Stellen eines Hobels, an denen die Hände angreifen, bei den frühen Hobeln geformt war, zeigt die folgende Übersicht von Beschreibungen aus alten Enzyklopädien.
Der Enzyklopädist Johann Heinrich Zedler beschreibt in seinem 1732-1754 in Leipzig erschienenen
"Grossen vollständigen Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste"
in Band 13 (1739) die Form eines Hobels so:
"Faust-Hobel ist ein kurtzer Hobel, und von andern vornehmlich darinnen unterschieden,
daß er forne einen Ursprung der Sohle, und über derselben an dem Absatz die Nase hat, ...",
und weiter:
"Zu beyden Seiten werden auswendig längst der Sohle Hol-Kehlen eingestossen,
den Hobel desto besser mit denen Fingern zu halten, welcher hinten aufwärts seinen Ballen oder Rundung
bekommt, sowohl der Bequemlichkeit wegen, als daß im Herausschlagen des Eisens der Hobel nicht aufspalte."
Bei Johann Georg Krünitz, "Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft"
(erschienen 1773-1858) in Band 24 (1781) (Online-Version)
klingt das so:
"Das vorn senkrecht gehende Holz, woran man die Hand legt, oder der Griff,
den man in die Faust nimmt, heißt die Nase; und der rundliche Theil hinten
an der Bahn, wo der Faustballen angesetzt wird, der Ballen.",
und weiter:
"Zu beyden Seiten werden auswendig, längst der Sohle Hohlkehlen eingestoßen,
um mit dem Finger den Hobel desto besser halten zu können, welcher zu hinterst
aufwärts seine Ründung (den Ballen) bekommt, sowohl zur Bequemlichkeit,
als auch damit, bey dem Herausschlagen des Eisens, der Hobel nicht aufspalte."
Die "Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste"
von Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber (Zweite Section, neunter Theil, Leipzig, 1818)
zeigt mit dem folgenden Zitat, daß sich auch im 19. Jahrhundert daran wenig geändert hat:
"Viele Hobel haben auch an dem vorderen Ende
einen hervorstehenden Theil, welcher mit der linken Hand
gehalten wird und der Griff oder die Nase heißt; der hintere
meistens abgerundete Theil, welcher den Druck zum
Stoßen mit der rechten Hand bewirkt, wird der Ballen genannt."
Obwohl die Form der Hobelrückseite für den Handwerker eine so wichtige Bedeutung hat, waren die frühen industriell hergestellten Hobel einfache quaderförmige Klötze, deren Kanten nur leicht abgerundet (gewöhnliche oder Berliner Form [EG1]) oder mit einer breiten Fase versehen (Hamburger oder Leipziger Form [EG1, GH1]) wurden. Selbst der gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte "Ulmer Reformhobel" von Georg Ott läßt bei allem Fortschritt in der Funktion noch die bequeme Handhabung vermissen (siehe Beispiel).
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es aber bei mehreren Holzwerkzeugfabriken Bestrebungen, die Bankhobel benutzerfreundlicher zu gestalten. Mit Hilfe von Patenten, Katalogabbildungen, Zeitschriftenartikeln und Hobeln aus meiner Sammlung versuche ich diese Entwicklung hier nachzuzeichnen, die schließlich zu dem heute bekannten Handschoner führten.
Nachdem in der Zeit der Einführung des Handschoners verschiedene Bauarten und Befestigungsmethoden ausprobiert worden waren, hat sich schließlich bei fast allen Firmen der eingegratete Handschoner aus Holz durchgesetzt. Einzig die Firma E. C. Emmerich fertigt und befestigt ihre Handschoner nach wie vor nach dem oben genannten Patent.
Der Handschoner wird von der Seite des Spanlochs her in die Vertiefung eingeschoben. Das hat den Vorteil, daß diese Öffnung nachher von Eisen und Keil verdeckt wird. Andererseits wird der Handschoner gerade in Richtung dieser Öffnung belastet. Das scheint aber kein Nachteil zu sein, denn zum einen ist der Handschoner verleimt, zum anderen wird er schon durch das festgespannte Eisen in seiner Position gehalten.
Bei Hobeln mit Wangenwiderlager muß die Basis des Handschoners und die Einschuböffnung entweder schmäler gemacht werden als der Abstand der Wangenvorsprünge. Oder die eingeschnittene Öffnung für den Grat wird schräg ausgebildet, sodaß der Handschoner wie auf einer Rampe eingeschoben wird. Für diese zweite Variante gibt es ein Beispiel eines Hobels von Friedrich Ott.