Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
Werkzeugübersicht
Zu vielen der aufgeführten Werkzeuge gibt es nähere Beschreibungen mit Photos und
Anwendungsbeispielen. Eine Liste dieser Artikel findet man hier.
Welches Werkzeug braucht man?
Dies ist eine der ersten Fragen, die man sich als Anfänger stellt. Die Beantwortung hängt sehr stark
davon ab, welche Werkstücke man mit welchen Techniken herstellen will, bzw. ob man einen Teil der Arbeiten
mit Maschinen durchführen will. Ich habe hier die grundlegenden Werkzeuge zusammengestellt.
Einen guten Überblick über diese Werkzeuge bekommt man auch
im Online-Katalog von Feine Werkzeuge für die Holzbearbeitung oder
im Online-Katalog von Dictum.
Das 'Handbuch
der Holzbearbeitung' von Jackson/Day oder andere Grundlagenbücher (siehe
Buchempfehlungen) zeigen die wichtigsten Werkzeuge und Hilfsmittel und deren Benutzung.
- Werkbank
Eine Werkbank in irgendeiner Form ist unerläßlich. Für kleinere Arbeiten reicht sicher ein
stabiler Tisch, an dem man das Werkstück mit Zwingen befestigen kann. Zum Hobeln muß es aber schon
eine schwerere Ausführung sein, die man auch noch am Boden anschrauben kann. Wer sich eine Werkbank
selbst bauen will, der findet in dem Buch von Scott Landis (siehe Buchempfehlungen)
eine Menge Anregungen und Pläne.
- Sägen
Welche Säge man benötigt, hängt stark von der Art der Arbeiten ab. Für den Anfang
wird man wohl mit einem Universal-Fuchsschwanz und einer Feinsäge für Holzverbindungen auskommen.
Eine Übersicht darüber, welche Arten von Sägen mit welchen Eigenschaften es gibt, habe ich
hier aus der Literatur zusammengestellt.
- Gestellsägen
- Faust- oder Trennsäge
Diese Säge mit großen, auf Stoß stehenden Zähnen dient zum Besäumen und
Auftrennen von Brettern in der Breite und alle gröberen Arbeiten.
- Schlitzsäge
Für verleimfähige Längsschnitte wird die Schlitzsäge benutzt.
Ihre weniger stark geschränkten Zähne stehen schwach auf Stoß und ergeben daher einen sauberen Schnitt.
- Absetzsäge
Für Querschnitte sowie feinere Arbeiten wie das Schneiden von Zinken, Zapfen und Gehrungen verwendet
man diese Säge mit kleinen, nur leicht geschränkten Zähnen.
Man kann auch mit dem Fuchsschwanz arbeiten oder für
hohe Genauigkeit mit der Feinsäge.
- Schweifsäge
Ihr schmales Blatt mit nur einem Zentimeter Breite oder weniger ermöglicht das Schneiden von
Schweifungen.
- Fuchsschwanz
Ein Fuchsschwanz mit Universalzahnung kann die Gestellsägen ersetzen. Für feinere
Arbeiten ist er aber nicht geeignet.
- Feinsäge
Sie dient zum Herstellen von Holzverbindungen, wie Schlitz- und Zapfenverbindung und
Schwalbenschwanzverbindung.
- Gratsäge
Das ist eine Spezialsäge zum Herstellen von Gratnuten.
Sie läßt sich oft durch eine Feinsäge ersetzen.
- Japanische Sägen (Nokogiri)
Mittlerweile sehr beliebt bei uns sind die japanischen Sägen, die sich von westlichen Sägen vor allem
dadurch unterscheiden, daß sie auf Zug statt auf Stoß sägen. Dadurch
können die Sägeblätter sehr viel dünner ausgeführt werden, was sehr feine Schnitte
ermöglicht.
- Ryoba
Zweiseitig verzahnte Säge, eine Seite für Längs-, die andere für Querschnitte.
- Dozuki
Rückensäge für präzise Querschnitte.
- Kataba
Nicht versteifte Säge für Längs- oder Querschnitte.
- Sägelade
Die Sägelade ist ein praktisches Hilfsmittel beim Ablängen von Brettern und für kleinere
Zuschnitte. Sie ermöglicht es, ein Brett auf der Werkbank zu fixieren, ohne es einzuspannen
(siehe Photos: Konstruktion, Anwendung).
- Hobel
Von der Vielzahl der früher hier bekannten Hobel werden heute nur noch wenige Arten hergestellt.
Neben den in Deutschland verbreiteten Holzhobeln ist auch eine große Auswahl an englischen und
amerikanischen Eisenhobeln erhältlich.
Ein Doppelhobel zum Abrichten und Putzen (vielleicht auch Fügen kurzer Bretter)
und ein Simshobel zum Bearbeiten von Falzen reicht für den Anfang.
Eine Übersicht darüber, welche Arten von Bankhobeln mit welchen Eigenschaften es gibt, habe ich
hier aus der Literatur zusammengestellt.
- Bankhobel
- Schrupphobel
Starke Spanabnahme: Reduzieren der Brettdicke oder grober Unebenheiten
- Schlichthobel
Mittlere Spanabnahme: Glätten eines sägerauhen Brettes oder nach Verwenden des
Schrupphobels
- Doppelhobel
Mittlere bis feine Spanabnahme: Abrichten und Dimensionieren eines Brettes
Das ist der Standardhobel für die Bearbeitung von Flächen. Die Klappe stabilisiert das
Eisen und wirkt als Spanbrecher. Das Hobelmaul sollte nicht zu breit sein, am besten verstellbar.
- Putzhobel
Feine Spanabnahme: Abschließendes Putzen der Holzoberfläche
Für die abschließende Oberflächenbearbeitung vor dem Schleifen (wenn das überhaupt
noch nötig ist) braucht man einen besonders fein
einstellbaren Hobel, der nur feinste Späne abnimmt.
- Rauhbank/Fugbank
Abrichten eines Brettes, Herstellen einer geraden Kante zum Fügen
- Simshobel
Hobeln eines schmalen Absatzes
- Falzhobel
Hobeln eines breiteren Absatzes
Ein Falzhobel ähnelt in der Funktion dem Simshobel. Er ist aber breiter und hat
Einstellvorrichtungen für Breite und Tiefe des Falzes.
Zum Hobeln quer zur Faser ist oft ein
Vorschneider vorhanden, der vor dem Hobeleisen sitzt und die Fasern anritzt, um ein Ausreißen
zu verhindern.
- Nuthobel
Hobeln von Nuten verschiedener Breite
- Wangenhobel
Nachhobeln von Nutenwangen
- Grathobel
Anstoßen eines Grates (Gratfeder)
- Grundhobel
Ausräumen und Glätten von Nutböden
- verschiedene Profilhobel
Herstellen aller Arten von Profilen und Profilleisten. Jeder Hobel erzeugt
nur ein bestimmtes Profil. Diese Hobel werden meines Wissens heute (in Deutschland) nicht mehr
hergestellt. Man findet
sie aber noch häufig auf Flohmärkten oder bei Antiquitätenhändlern.
Es gibt z. B. von Stanley oder
Footprint eiserne Kombinationshobel, die eine Reihe
von Profilen herstellen können (zu einem astronomischen Preis allerdings!).
- Schweifhobel (Schabhobel, Schinder)
Bearbeiten von geraden und geschweiften Kanten bzw. Rundhölzern.
Von diesem Hobel gibt es zwei verschiedene Ausführungen. Die eiserne gleicht einem sehr kurzen
Hobel mit zwei seitlichen Flügeln als Griffen. Das Eisen steht schräg.
Der hölzerne Schweifhobel ähnelt eher einem Ziehmesser.
Das Eisen liegt völlig flach unter dem Hobelkörper und eignet sich
auf Grund des flachen Winkels insbesondere für das Bearbeiten von Schweifungen auf Hirnholz.
- Ziehmesser
Das Ziehmesser gehört eigentlich nicht zu den Hobeln, entspricht ihnen aber in der Funktion.
Da es keinen Anschlag in Form einer Hobelsohle besitzt, kann man schnell viel Material damit wegnehmen
zum freien Formen von Rundungen.
- Ziehklinge
Auch die Ziehklinge ist nicht im eigentlichen Sinne ein Hobel. Sie ist ein im allgemeinen rechteckiges
Stück Stahlblech mit angezogenem Grat. Damit kann man eine Oberfläche (Hartholz) putzen.
Insbesondere auf schwierigem Faserverlauf ist die Ziehklinge dem Putzhobel überlegen. Es gibt
auch Ziehklingenhobel, die der Ziehklinge in der Funktion entsprechen.
- Japanische Hobel (Kanna)
Japanische Hobeln werden langsam auch in Deutschland bekannt. Ihnen werden überragende Fähigkeiten
nachgesagt. Wie die japanischen Sägen werden sie gezogen. Der Anfänger wird sich allerdings schwer
mit ihnen tun, da sie im allgemeinen nicht gebrauchsfertig verkauft werden. Ihre Nachbearbeitung und
Einstellung verlangen
Fertigkeiten, die man am besten in Spezialkursen (z. B. bei Dictum oder
Magma) oder durch entsprechende Literatur erwirbt.
- Stoßlade
Sie dient zum rechtwinkligen Bestoßen von Hirnholz. Der Hobel wird liegend an einer Stufe entlang
geschoben, auf dem das Werkstück mit Hilfe eines Anschlags im rechten Winkel gehalten wird.
- Gehrungslade
Ähnlich wie die Stoßlade, aber der Anschlag hält das Werkstück in einem Winkel
von 45 Grad.
- Stechbeitel
Einen Satz guter Stechbeitel braucht man, um z. B. Schwalbenschwanzverbindungen herzustellen oder Schlitze und
sonstige Vertiefungen zu stemmen. Es gibt Stechbeitel mit abgeflachten Seiten (trapezförmiger Querschnitt)
für normale Arbeiten wie Zinken, und solche mit rechteckigem Querschnitt (sog. Lochbeitel) für
Schlitze.
- Japanische Stechbeitel (Nomi)
Diese Stechbeitel unterscheiden sich von den westlichen insofern, als sie aus Zweilagenstahl (harte
Schneide, weicher Grundkörper) gefertigt sind. Außerdem ist die Rückseite hohl, was das Schleifen erleichtert.
Wie bei den Hobeln werden auch für Vorbereitung und Benutzung der Stecheisen besondere Kenntnisse verlangt.
- Holzhammer
Einen Holzhammer braucht man für das Einstellen der Hobeleisen (es sei denn, man besitzt nur Reformhobel,
die über eine Schraube eingestellt werden können), um Stechbeitel zu treiben, oder um Verbindungen
zusammenzuklopfen oder zu lösen. Allgemein sollte man auf Holz (Hobelkeil, Stechbeitelheft) nur
mit dem Holzhammer schlagen.
- Schärfmittel
Jeder, der regelmäßig Hobel, Stechbeitel oder Sägen benutzt, sollte auch in der Lage sein,
diese zu schärfen. Für Hobel und Stechbeitel nimmt man dafür traditionell Ölsteine,
in neuerer Zeit sind künstliche Steine dazugekommen, wie die japanischen Wassersteine.
Aber auch mit Sandpapier kann man hervorragende Ergebnisse erzielen. Eine
Schleifführung ist hilfreich, um einen konstanten Winkel einzuhalten.
Für das Schärfen von Sägen wird eine Flachfeile, eine Dreieckfeile und eine Schränkzange benötigt.
- Klemmen
Klemmen hat man nie zu viele, heißt es. Man braucht sie in allen Größen, je nach Anwendung,
und am besten paarweise.
- Bohrwinde und Bohrer
Die traditionelle Bohrwinde, am besten mit Ratsche, ist universell verwendbar zum Bohren von Löchern
und mit entsprechenden Einsätzen auch zum Schrauben. Je nach Anwendung (Hart- oder Weichholz, Hirnholz)
gibt es unterschiedliche Bohreinsätze.
- Messen und Markieren
Vom Bleistift über den Winkel bis zum Zapfenstreichmaß gibt es eine Unmenge von Werkzeug für
diesen Zweck. Man sollte dabei immer den Spruch im Kopf behalten: "Measure twice, cut once!"
- Bandmaß oder Gliedermaßstab
- Winkel
Ein genauer Winkel ist unerlässlich für alle Arbeiten. Ein neuer Winkel sollte immer auf Genauigkeit
geprüft werden.
- Schmiege
Zum Übertragen oder Anreißen beliebiger Winkel sehr hilfreich.
- Langes Lineal
- Streichmaß
Das braucht man, um parallel zu einer Kante eine Linie anzureißen, z. B. bei Verbindungen;
für Zapfenverbindungen gibt es ein spezielles Zapfenstreichmaß mit zwei Reißnadeln.