Wolfgang Jordan
HOLZBEARBEITUNG MIT HANDWERKZEUGEN
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Techniken: Eisenhobel

 

Hinweise zur Auswahl, Pflege und Benutzung eines Bankhobels aus Eisen

Welche Eisenhobel gibt es?

Eisenhobel werden heute noch von den Firmen Stanley, Record, Clifton und Lie-Nielsen (L-N) hergestellt. Die ersten beiden gehören zur Mittelklasse, die beiden letzteren zur Oberklasse. Das merkt man schon bei den Preisen. Es gilt die Regel: "Du bekommst, was Du bezahlst!" Stanley und Record produzieren sicherlich brauchbare Hobel, aber der Anwender muß noch einiges an Arbeit und Mühe investieren, bevor er den Spitzenmodellen nahekommt. Auch die Anschaffung eines Qualitäts-Eisens empfiehlt sich. Nachteilig bei Stanley und Record ist desweiteren die Verwendung von Plastik- statt Holzgriffen. Fast alle Eisenhobel haben einen Schnittwinkel von 45 Grad. Deutsche Holz-Putzhobel haben im Gegensatz dazu einen Schnittwinkel von 49 Grad. Der höhere Schnittwinkel empfiehlt sich eher für Hartholz und soll Ausrisse vermeiden, hinterläßt aber dafür eine weniger glänzende Oberfläche und ist 'schwerer zu schieben'. Eisenhobel haben eine Modell-Nummer, deren Prinzip auf Stanley zurückgeht und heute auch von den anderen Herstellern verwendet wird. Die Hobel werden mit steigender Nummer breiter und länger, behalten aber den Schnittwinkel bei und auch alle Einstellmöglichkeiten (Maulverstellung, Lateral-Verstellung, Schnittiefe).

Man kann keine generelle Empfehlung aussprechen, welcher dieser Hobel zu empfehlen ist. Holzwerker, die zum Abrichten von Brettern Maschinen verwenden, werden mit einem Putzhobel auskommen. Die Auswahl zwischen #3 und #4 ist reine Geschmacksfrage und vielleicht noch von der Handgröße abhängig. Mit einem Putzhobel, dem Jack und einer Rauhbank ist man für alle Fälle gerüstet. In obiger Aufzählung fehlt der Schrupphobel. L-N produziert noch einen (#40-1/2), aber ich empfehle dessen Anschaffung nicht. Ein Schrupphobel ist ein relativ einfacher Hobel, bei dem es auf Verarbeitungsqualität und genaue Einstellung nicht so sehr ankommt. Ein einfacher Holzhobel ist allemal ausreichend und für viel weniger Geld erhältlich. Generell ist ein Eisenhobel für den Anfänger empfehlenswert. Er ist durch die Stellschrauben leichter einstellbar als der klassische Holzhobel mit dem Keil zum Fixieren des Eisens, und die Metallsohle ist gegenüber Verschleiß wesentlich unempfindlicher als eine Holzsohle. Desweiteren ist er Klimaschwankungen gegenüber unempfindlich, was bei Holzhobeln zu Problemen führen kann.

Welchen Hobel sollte sich nun der Neuling anschaffen?

Wenn der Neuling über viel Geld verfügt und bereit ist, bis zu 500DM zu investieren, so sollte er sich entweder einen Clifton oder einen Lie-Nielsen zulegen. Letztere Marke wird in Deutschland verkauft und bietet die breitere Modellvielfalt. Lie-Nielsen bietet Hobel aus Grauguß und Bronze an. Bei Bronze ist zu berücksichtigen, daß sie Verfärbungen auf hellerem Holz hinterläßt. In jedem Fall erhält der Käufer einen Hobel, bei dem er nur noch das Messer kurz abziehen muß und direkt loslegen kann. Der Hobel wird fast sein ganzes Potential direkt offenbaren. Normalverdienern bleibt da noch Stanley und Record zur Auswahl übrig. Record soll dabei etwas besser sein und ich bin mit meinem Modell recht zufrieden. Record hat gegenüber den anderen Herstellern eine Besonderheit. Die Klappe wird nicht mit einem Exzenter-Hebel, sondern mit einer Schraube festgestellt. Ich empfinde das als sehr hilfreich, da man damit gefühlvoller umgehen kann. Zum Einstellen kann man sie leicht lösen und durch unterschiedlich starkes Andrehen sogar die Schnittiefe noch *sehr* fein verstellen. Diese Hobel liefern nicht die gleichen Ergebnisse ab Werk wie die Spitzenmodelle, werden dem nicht ambitionierten Heimwerker, der nur mal eine Tür abhobeln will, aber voll genügen. Mit einiger Mühe und der (teuren) Anschaffung eines Qualitäts-Hobelmessers kann man aber den Leistungen der Spitzenmodellen beliebig nahe kommen.

Aufbau eines Eisenhobels

Anatomie eines Eisenhobels

Tuning

Um einem Standard-Hobel Leistungen eines Spitzenmodells abzuringen, sind folgende Tuning-Maßnahmen durchzuführen:

Einstellen

Nachdem der Hobel nun durch obige Maßnahmen 'getunt' wurde, muß er jetzt nur noch eingestellt werden. Als Beispiel nehme ich einen Putzhobel. Da dieser ein enges Maul haben sollte, nehme ich den Spanbrecher 5mm von der Schneide zurück, lege das Hobeleisen in den Hobel ein (Fase nach unten) und kontrolliere, ob der Lateralhebel greift. Anschließend montiere ich die Klappe, wobei ich sie nur leicht feststelle, um die Funktion des Lateralhebels und der Schnittiefen-Schraube zu erleichtern. Man peilt über die Hobelsohle und sucht die Klinge. Man sollte sie soweit herausdrehen, daß sie deutlich zu sehen ist. Mit dem Lateralhebel stellt man sie dann parallel zur Hobelsohle. Das Peilen wird erleichtert, wenn man den Hobel gegen eine helle Unterlage hält. Dann dreht man das Eisen wieder soweit zurück, bis es im Hobel verschwindet, wobei man kurz vorher noch einmal auf Parallelität prüft. Anschließend die Schraube wieder anders herum drehen, bis man merkt, daß der 'Leerlauf' am Ende ist und sie 'greift'. Man versucht einen Hobelstrich. Man gibt immer mehr Eisen zu, bis aus dem leichten Gekräusel ein Span geworden ist. Dieser sollte möglichst dünn sein. Die Faserrichtung ist zu beachten. Man sollte ein leichtes 'SSSSSSIITTTT' hören, d.h. 'der Hobel singt'. Hört man es nicht, stimmt was nicht! Nach relativ kurzer Zeit kann das Eisen wieder stumpf werden und man muß die Schärfe wieder 'auffrischen'. Je nach Holz und Qualität des Eisens kann das schon nach 20-30 Hobelstrichen sein. Deshalb ist es wichtig, daß Schleifen zu einer schnell abhandelbaren Routine wird.

Kaufempfehlung

Da alle Bankhobel aus Eisen im Prinzip ähnlich gebaut sind, kann jeder von ihnen vom Schruppen bis zum Putzen alle Aufgaben übernehmen. Dem Neuling empfehle ich die Anschaffung eines #5 (Jack) von der Firma Record. Der Jack wird i.d.R. eher für gröbere Arbeiten verwendet, obwohl er auch je nach Einstellung zum Putzen verwendet werden kann. Er ist dafür aufgrund seiner Länge allerdings weniger gut geeignet als ein kürzerer #3 oder #4. Mit diesem Hobel kann man also wenig 'falsch' machen. An ihm sollte man die obigen Verbesserungen durchführen. Wer mit den Leistungen dann noch nicht zufrieden ist, kann ein Qualitätseisen erwerben, wobei man aber zwischen 60DM und 100DM einkalkulieren sollte. Ein getunter Record, veredelt mit einem Qualitäts-Eisen, sollte den Top-Modellen schon recht nahe kommen. Für die meisten Anwendungen sollte diese Qualität ausreichen. Damit sollte man erst mal etwas Erfahrung sammeln, bevor man die Anschaffung eines Putzhobels oder einer Rauhbank überdenkt. Diese stellen eher höhere Anforderungen an die Qualität, da ihre Aufgabe eine höhere Präzision verlangt.


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